105 – Mit welchen Maßnahmen der Gastronom Martin Spätling durch die Krise kommt
Martin Spätling hat zwei mm! leckerbar Standorte in Freiburg, ein Gastronomieunternehmen mit gesundem Fastfood. Er baut sein Franchisesystem auf und sucht seine ersten Partner. Natürlich war die Corona-Krise nicht eingeplant. Doch er bleibt ruhig, denn “was soll uns hier in Deutschland schon passieren”?.
In dieser Episode sprechen wir über seine Maßnahmen, um trotz Restaurant-Schließungen einigermaßen durch die Krise zu kommen. Er hat sein Sortiment auf Suppen und Chilis reduziert und verkauft diese in Einmachgläsern, er hat einen Verkaufsbus reaktiviert und verkauft seine Gläser überraschend erfolgreich vor Supermärkten und Bäckereien und er spendet einen Teil des Erlöses an die Uniklinik Freiburg, den “die reissen sich gerade für uns den Hintern auf”!
Er geht ausgesprochen angstfrei durch die Krise und sieht den Shutdown als Chance, alles noch einmal zu hinterfragen. Denn ohne macht man einfach immer weiter, ohne sich zu fragen: “Ist das noch das, was wir wollen?”
Interessante Impulse auch für etablierte Franchisesysteme. Weiter geht es dann in Teil 2 des Gesprächs: “106 – Gastronom Martin Spätling: Angstfreiheit ermöglicht freies Denken”
(Audio 22:04 Min)
Dinge kommen und gehen im Leben. Und so ist nun auch eine Situation gekommen, die anders ist als bisher. Aber ist deshalb Krise eine Krise?
“In Deutschland leben wir auf sehr sehr hohem Niveau und was kann uns schon passieren? Wir haben hier immer etwas zu essen, wir werden immer eine Wohnung haben und wenn man dann noch gesund ist, ist 95% echt okay!”
Nicht zuletzt aufgrund einer früheren Insovlenz-Erfahrung kann sich Martin Spätling schnell und angstfrei mit den notwendigen Maßnahmen befassen, um das Beste aus der neuen Situation in Zeiten von Corona zu machen. Beide Läden sind als Restaurant geschlossen. Einen Standort in besserer Lage öffnet er zum Türverkauf zwischen 12 und 15 Uhr. Er bedient auf diese Weise seine “Prepaid-Stammkunden” und ein wenig Laufkundschaft.
Mobiler Verkauf vor Lebensmittel-Geschäften und Bäckereien
Vor zwei Jahren testete mm! leckerbar den Verkauf von Speisen und insbesondere Suppen über einen mobilen Bus. Dieses Vorhaben hatte er nicht weiterverfolgt, weil ihm hierfür die Kapazitäten fehlten. Nur hilft es ihm, die Krise zu bewältigen, indem mm! leckerbar nun Speisen in Einmachgläsern vor Lebensmittelgeschäften und Bäckereien an Menschen verkauft, die dort ohnehin gerade zum Einkaufen sind. Zum Glück war alles schon von seinem ersten Versuch vorhanden. Das Bus-Konzept frisch aus dem Boden zu stampfen, wäre in der Krise weitaus schwieriger gewesen.
Türverkauf und Spenden
Einer seiner beiden Standorte öffnet derzeit zwischen 12 und 15 Uhr und verkauft ebenfalls ausschließlich Speisen in Einmachgläsern. Alles andere wäre zu personalintensiv und aufwendig. Allerdings stellte er schnell fest, dass der mobile Verkauf besser funktioniert und seine Erwartung sich nicht erfüllt, die Menschen würden seine haltbaren Speisen in Gläsern möglicherweise bewusst während der Krise horten.
Gleichzeitig wollte er sowohl einigermaßen über die Runden kommen als auch etwas Gutes tun. Also gehen mit jedem verkauften Glas 50 Cents an die Freiburger Uniklinik, weil “die Jungs und Mädels dort reißen sich gerade den Hintern auf!”.
“Ich will jetzt keine Angst haben” ist keine bewusste Entscheidung
“Keine Angst zu haben” war keine bewusste Entscheidung, griff als Programm aber sofort mit dem Beginn der Krise. Hilfreich dabei war sicherlich eine frühere Insolvenz-Erfahrung. Bereits damals begegneten sie der Krisensituation ohne Angst und konnten rückblickend betrachtet gerade deshalb mit kühlem Kopf die Möglichkeiten betrachten und erkennen.
“Entweder hast Du Angst oder hast keine. Du kannst nicht sagen ‘Ey, ich will jetzt aber keine Angst haben!’, so funktioniert das ja nicht. Ich hatte zum Glück keine Angst und dadurch sind einfach viele Sachen passiert. Das Gegenteil von dem ist ja, dass Du völlig angstbesessen und verkrampft in dir bist und dann hast du keinen Millimeter Potenzial zu gucken ‘was kann ich denn eigentlich machen’.
Die Krise hat für uns eine Nachricht: “Hey, schaut mal, so könnt ihr nicht weitermachen.” Für Martin Spätling ist das nun die Chance, alles Vorhandene zu beleuchten. Wie hat sich alles entwickelt? Was machen wir heute? Was können wir anders machen? Sind wir noch auf dem Weg, auf dem wir sein wollen?
Eines ist bereits klar: Auch wenn der mobile Verkauf nicht sämtliche Fixkosten der geschlossenen Standorte abdecken kann, so hat sich diese Initiative gelohnt und wird über die Krise hinaus weiterverfolgt werden!
Shownotes
Martin Spätling bei LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-sp%C3%A4tling-59b95417b/
Teil 2 des Gesprächs: 106 – Gastronom Martin Spätling: Angstfreiheit ermöglicht freies Denken“