141 – Was macht Corona mit den Gründern?
537.000 Gründungen gab es im Corona-Startjahr 2020. Das sind 11 Prozent weniger als in 2019. Ohne Corona wäre die Zahl der Gründungen in 2020 höchstwahrscheinlich gestiegen! Was ist also mit den Gründungskandidaten passiert? Haben sie die Flinte ins Korn geworfen?
- Wie hat sich die Corona Pandemie mitsamt der Lockdowns auf Gründungsvorhaben ausgewirkt?
- Hat Franchise die selben Erfahrungen gemacht, wie die allgemeine Gründerszene?
- Was können wir für das zweite Halbjahr 2021 und 2022 erwarten?
- Wird sich am Gründungsinteresse etwas ändern und können wir im Franchise davon profitieren?
Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen, habe ich mir den KFW-Gründungsmonitor 2021 (erschienen im Juni ’21) vorgenommen. Hier sind definitiv interessante Aussagen und Erkenntnisse zu finden, die für uns in der Franchise-Wirtschaft relevant sind! Also, zieht das Gründungsinteresse in Kürze wieder an?
Ohne Corona wären es mehr Gründungen gewesen
2019 war das erste Jahr, in dem die Gründungszahlen wieder anstiegen. Über bis dahin stetig sinkende Gründerzahlen habe ich in einer früheren Podcast-Episode gesprochen.
2019 ließ also hoffen und die gestiegene Zahl an Gründungsplanungen ließ eine weitere Steigerung der Gründungen in 2020 vermuten. Und dann…
…kamen leider Corona, Lockdowns und ganz viel Unsicherheit. Das schreckte viele vom Gründen ab.
Laut Umfrage wurden mind. 1/3 der Gründungen verschoben. Das könnte die Franchise-Wirtschaft hoffen lassen. Verschoben ist schließlich nicht aufgehoben.
Notgründungen gesunken
Interessant ist, dass Gründer durch Corona insbesondere bei Notgründungen abgeschreckt wurden. 80% wollten Geschäftschancen nutzen. Ein gestiegener Wert ggü. 73% im Vorjahr. Nicht ganz verwunderlich, wenn man bedenkt, dass viele Notgründungen traditionell in Branchen erfolgten, die besonders vom Lockdown betroffen waren. Gastronomie wäre nur ein Beispiel. Das schreckt ab.
Manche ließen nicht locker und gründeten trotzdem
Auch wenn Corona viele Gründungsinteressierte abgeschreckt hatte, einige haben es trotzdem geschafft! Das waren insbesondere die, die sich besonders lange und intensiv mit der Gründung beschäftigt haben. Im Franchising würde man vielleicht von hochkarätigen Kandidaten sprechen, die es wirklich ernst meinen.
Wer noch nicht so lange den Gedanken der Selbständigkeit mit sich herumtrug, der ließ sich abschrecken.
Aufgeschobene Gründungen im zweiten Halbjahr 2021 oder 2022?
Wenn viele Gründungen aufgrund der Pandemie verschoben wurden – wann werden sie kommen? Werden wir diesen Effekt auch im Franchise spüren?
Fest steht, in 2020 wurden weniger Gründungen geplant. Die Unsicherheit war zu groß. Das sehe ich auch in Gesprächen mit Franchisegebern bestätigt. Kontakt zu Interessenten entstehen, doch einige warten lieber ab, bevor sie konkret einsteigen? Doch wann werden sie kommen und wie viele von ihnen kommen tatsächlich zurück?
Die gute Nachricht ist: Wer in 2020 geplant hat, der war auch fest entschlossen. Insofern verändert nähern sich die Planungsquote und die Gründungsquote einander an. Das kann uns im Franchise die Hoffnung geben, wer Interessentengespräche nicht frühzeitig abbricht, der bleibt womöglich eher bei der Stange bis zur Vertragsunterzeichnung. Dies ist zumindest für den Moment meine These.
Es gibt eine weitere gute Nachricht: Wer jetzt noch gründet, ist wahrscheinlich besser vorbereitet. Er wurde nicht abgeschreckt – hat also nicht aufgegeben – und er hat sich mehr Zeit zur Vorbereitung genommen. Viele sind also in ihren Überlegungen und ihrem Wunsch nach einer Selbständigkeit weiter und konkreter. Das kann uns im Franchising hoffen lassen, dass wir zukünftig mit interessanten Kandidaten zu tun haben können.
Was passiert nach der Pandemie?
Wenn die Pandemie bewältigt ist oder wir zumindest routinierter mit ihr umgehen, wird die damit verbundene Unsicherheit wieder sinken. Kein schlechter Ausblick.
Gleichzeitig dürfen wir es uns bewusst machen, dass die früheren “klassischen” Gründungshemnisse wieder verstärkt zu Tage treten. Z.B. die Angs vor dem finanziellen Risiko und einer Insolvenz.
Das ist ein spannender Punkt, den ich in dieser Podcast-Episode diskutiere. Einerseits was tut der Staat dafür, dass Menschen sich nicht vor der Gründung abhalten lassen? Andererseits was brauchen sie grundsätzlich dafür? Und schließlich bin ich davon überzeugt, dass wir im Franchising nach der Pandemie eine besonders gute Ausgangsstellung haben werden. Warum, und was daraus resultierend die kommenden Aufgaben von Systemzentralen sein können -> hört gerne rein!
Shownotes
KFW-Gründungsmonitor 2021 https://www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/KfW-Gr%C3%BCndungsmonitor.html
Episode 047 über die Gründungsentwicklung in den letzten Jahren: https://www.franchiseuniversum.de/ratgeber-podcast/047/