Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Beiräte und Gremien in Franchise-Systemen

Waltraud Martius: Liebe
Franchiser, Beiräte und Gremien – ein spannendes Thema der Partizipation in
Franchise-Systemen. Ich freue mich auf ihre Fragen und Beiträge.

Leser: Liebe Frau Martius, sind Beiräte in
Franchise-Systemen verpflichtend?

Waltraud Martius: Nein, Beiräte
sind freiwillige Institutionen, die der Franchisegeber einrichten kann. Beiräte
dienen der Qualifizierung und der Weiterentwicklung in Franchisesystemen und der
Miteinbezíehung gewählter Franchisenehmer.

Leser: Guten Tag Frau Martius, werden Beiräte
vom Franchisegeber ernannt oder von den Franchisenehmern gewählt?

Waltraud Martius: Der
Franchisegeber stellt ein Anforderungsprofil an die Beiratsmitglieder. ZB.
langjährige, Franchisenehmer, wirtschaftlich erfolgreich, immer auf Schulungen
usw. Die Franchisenehmer können sich bewerben bzw. Franchisenehmerkollegen
vorschlagen. Meistens werden dann anlässlich von Jahrestagungen die
Beiratsmitglieder von den anderen Franchisenehmern gewählt. Der Franchisegeber
stellt seine Beiratsmitglieder.

Leser: In welcher Phase sollten Systembeiräte
installiert werden? Von Anfang an oder ab einer bestimmten Partnerzahl?

Waltraud Martius: Es sollte von
Anfang an klar sein, dass es einen Beirat geben wird. Dann ist es abhängig von
der geplanten Größe eines Franchisesystems und der geografischen Verteilung.
Meistens so ab 7 – 10 Franchisenehmern.

Leser: Wozu braucht ein Franchisesystem
überhaupt Beiräte? In guten Systemen erscheint mir dies überflüssig, da für
einen kontinuierlichen Informationsstrom zwischen den Partnermanagern und den
einzelnen Franchisenehmern gesorgt ist. In schlechten Systemen ist dagegen die
Konfrontation zwischen Beirat und Systemzentrale vorprogrammiert, was den
Niedergang beschleunigen wird.

Waltraud Martius: Das hängt von
der Größe des Systems ab. Manchmal ist es nicht mehr möglich mit allen
Franchisenehmern die Weiterentwicklung des Systems oder z.B. die geplanten
Marketingaktivitäten zu besprechen. Auch in guten Systemen schätzen die
Franchisenehmer das Konstrukt Beirat. Um eben sicher zu stellen, dass die
Bedürfnisse der Franchisenehmer gehört werden. Es ist eine Frage der Führung von
Beiräten, ob diese mißbraucht werden und zum Austragen von Konflikten
herangezogen werden. Darum ist eine klare Satzung notwendig, ebenso die
Beschreibung der Rechte und Pflichten des Beirates. Klar zu dokumentieren, dass
Beiräte einen beratenden Charakter haben und der Franchisegeber im Sinne des
Systems immer ein Vetorecht haben muss.

Leser: Zunächst einen wunderschönen guten
Morgen! Immer mehr FG lassen ihre FN mittels Personal-Controlling-Massnahmen
überprüfen. Gibt es aus Ihrer Sicht dazu schon Erfahrungen? Inzwischen machen
auch viele Franchisegeber davon gebrauch, was halten Sie von dieser Methode des
Personal-Controllings?

Waltraud Martius: Ihnen auch einen
wunderbaren guten Morgen. Was meinen Sie konkret mit Personal-Controlling?
Mystery Shopping? Zu Mystery Shopping: professionell eingesetzt ein tolles
Instrument zur Qualifizierung und ein sehr geeignetes Instrument zurt
Mitarbeiterführung, wenn es auch als Qualitätssicherungsinstrument zur
Weiterentwicklung der Menschen und nicht als Kontrolle eingesetzt wird. Wir
haben in verscheidenen Franchisesystemen sehr gute Erfahrungen damit, auch wenn
es am Anfang nicht immer leicht ist, derartige Instrumente einzusetzen. Von
Seiten des Franchisegebers ist es legitim derartige Instrumente einzusetzen,
sofern dies mit dem Franchisenehmern abgestimmt sind bzw. vertraglich geregelt
sind, was meistens in den alten Verträgen nicht der Fall ist.Wichtig ist es, den
Einsatz derartigen Instrumente in der Gruppe professionell aufzubereiten.

Leser: Hallo, was halten Sie von der
Direktansprache geeigneter Kandidaten in ausgewählten Branchen mittels
Headhunter zur Partnergewinnung? Ist dieser Weg schon getestet worden? Mit
welchem Erfolg?

Waltraud Martius: Das hängt von
ihrer Zielgruppe ab. Wer ist ihr potentieller Franchisenehmer. Je klarer ihr
diesbezügliches Profil ist und je genauer sie sagen können in welcher Zielgruppe
sich ihre zukünftigen Partner befinden, desto sinnvoller ist eine persönliche
Ansprache. Headhunter und andere Berater sind dafür sicherlich geeignet, jedoch
sehr teuer. Meistens ist es eine Frage der Zeit, denn eigentlich können sie die
Ansprache auch selber machen. Aber es gibt gute Erfahrungen mit Beratern.

Leser: Gibt es neben dem Beirat noch weitere
Gremien? Welche Aufgaben nehmen sie wahr?

Waltraud Martius: Ja sehr oft gibt
es Gremien für bestimmter Fachbereiche. Z.B. Produkte, Ausbildung, Sales,
Marketing….. Manchmal gibt es auch Ausschüsse nur für ein bestimmtes Projekt
und auf eine definierte Zeit.

Leser: Sehr geehrte Frau Mag. Martius, ich
habe mich im Rahmen eines Joint-Venture mit einem ausländischen Franchisegeber
an einem Pilotprojekt beteiligt. Leider verweigert der FG aus meiner Sicht
dringend notwendige Konzeptanpassungen. Er gibt mir die Schuld für den
ausbleibenden Markterfolg. Wie kann ich ihn überzeugen?

Waltraud Martius: Da stellt sich
die Frage nach der Vereinbarung. Bei einem ausländischen Franchisesystem liegt
die Verantwortung für die Anpassung an die länderspezifischen Gegebenheiten
normalerweise beim Länderpartner. Allerdings erfordert die länderspezifische
Anpassung auch Veränderung an den Produkten, die vom Masterfranchisegeber
geliefert werden oder an Dienstleistungen, die durch ihn erbracht werden, so ist
es eine Frage des Vertrages. Was wurde vereinbart, wer die Kosten derartiger
Adaptierungen trägt. Und da sie ein gemeinsames Joint Venture habe, ist die
Frage, was in diesem Vertrag vereinbart wurde.

Leser: Danke für Ihre Antwort. Können Sie mir
bitte noch sagen, welche Rechte und Pflichten solche Gremien haben und welche
Gremien bei welcher Größe in einem Franchisesystem etabliert werden
sollten?

Waltraud Martius: Die Aufgaben von
Beiräten werden in der Satzung und damit im Franchise – Handbuch definiert.
Meistens bringt der Beirat Ideen und Vorschläge ein zu: – Weiterentwicklung des
Systems generell – Neue Produkte / Dienstleistungen – gewünschte Marketing – und
Verkaufs- instrumente – Weiterbildungswünsche Der Beirat liefert auch
Markt-informationen und kann bei Problemen im System herangezogen werden.
Manchmal schaltet sich der Beirat auch ein als Schlichtungstelle bei Problemen
mit einem Franchisenehmer. Marketingbeiräte haben ein Mitspracherecht bei der
Verwendung der Beiträge des Marketing – oder Werbepools. Meistens ist es
ausreichend einen Beirat zu etablieren, der sich um oa. Themen kümmert.
Fachausschüsse sollten dann etabliert werden, wenn es sinnvoll erscheint. Die
Gründung von Beirat und Ausschüssen sollte im Vertrag vorgeshen sein. Muss aber
nicht. Zur Größe des Systems und wann ein Beirat zu gründen ist, siehe oa.
Frage.

Leser: Guten Morgen Frau Martius, ich schreibe
gerade eine Diplomarbeit über die Auswahl von FN. Ein Teil dieser Arbeit
betrifft die Selektionskriterien die FG benutzen um Franchisenehmer auszuwählen.
Innerhalb dieses Kapitels will ich aber auch noch Selektionskriterien aus ganz
anderen Geschäftsbeziehungen(z. B. Kriterien zur Auswahl von
Bankkunden)aufnehmen und diese mit den Kriterien im FS vergleichen. Welche
vergleiche wären Ihrer meiner nach interessant?

Waltraud Martius: da muss ich
nachdenken…..

Leser: Guten Tag Frau Martius, erhält der
Beirat thematische Vorgaben vom Franchisegeber? Wie organisiert sich ein
Beirat?

Waltraud Martius: Beiräte haben
eine Satzung, die der FG errichtet und bei erstmaliger Gründung des Beirates
verabschiedet wird.Die Themen, mit den sich ein Beirat beschäftigt sind in
dieser Satzung niedergeschrieben. Siehe dazu auch meine Antwort zu oa. Frage.
Bei den einzelnen Sitzungen wird die Agenda vom Beiratsvorsitzenden erstellt,
meistens in Abstimmung mit den Franchisemanager, der seine Themen einbringt.
Beiräte tagen 2 – 4 mal jährlich, meistens am Standort des Franchisegebers. Sehr
oft unterstützt die Zentrale den Beirat in der Organisation der Meetings, stellt
einen Schriftführer für die Protokollierung zur Verfügung und einen Raum im
Extranet zur Veröffentlichung der Protokolle.

Leser: Hallo Frau Martius, mit interessiert
welche Franchise-Branchen in den letzten Jahren besonders floriert haben und
welche die besten Aussichten haben.

Waltraud Martius: Ob ein Konzept
gut geht oder nicht, hat nichts mit Franchising zu tun, denn es gehen die
Franchisesysteme gut, die Produkte bzw. Dienstleistungen bieten, die die
Menschen haben wollen….. also Trends wie Gesundheit, Fittness, alles rund um
Kinder, Weiterbildung usw. sind auch die Branchen, die im Franchising gut
gehen….

Leser: Kann es passieren, dass der Beirat zu
einer Art Betriebsrat mutiert? Setze ich mir als Franchisegeber damit nicht eine
Laus in den Pelz?

Waltraud Martius: Damit das nicht
passiert, müssen sie eine klare Beschreibung des Beirates in ihrem Handbuch
haben und eine klare Definition der Rechte und Pflichten und der Spielregeln.
Die von mir zur letzten Frage angesprochene Satzung ist daher sehr wichtig.
Bitte achten Sie darauf, dass in dieser Satzung das Vetorecht des FGs klar
definiert ist. Manchmal geraten die Inhalte der Satzung in Vergessenheit und
darum tut es gut, bei Tagungen wieder darüber zu sprechen. Beiräte sollen ja
auch auf der Jahrestagung einen Bericht über ihre Aktivitäten geben.

Leser: Hat einer Ihrer Mandanten die Angebote
von Schober für die Partnersuche genutzt? Wie sieht es mit dem
Kosten-Nutzen-Verhältnis aus?

Waltraud Martius: Konkret kann ich
ihnen dazu keine Auskunft geben (Datenschutz). Ich persönlich halte aber das
Angebot von Schober für sehr gut und würde es auf jeden Fall ausprobieren.

Leser: Hallo, wir wollen Kandidaten eine
Hospitation in FN-Betrieben anbieten. Haben Sie einen Rat, worauf in diesem
Zusammenhang besonders zu achten ist?

Waltraud Martius: Der FN muß
zustimmen. Meistens ist in Franchiseverträgen geregelt, dass der FN kostenlos
für 1 – 2 Wochen seine Zeit erübrigen muss. Sonst klar regeln, ob der FN Geld
bekommt oder nicht. Der FN sollte auch eine Checkliste haben, wass er mit dem
Interessenten tun soll…. und er muß wissen, was er über das System sagen kann
und was nicht….. dh. diese FNs sollten trainiert werden…..und die FN sollten
ein Beurteilungsblatt ausfüllen und ihre Meinung zum Kandidaten
abgeben….

Leser: Ich arbeite in einem kleinen
Handwerksystem. Frueher kam der Chef noch selber zu uns oder er rief kurz an.
Die Zusammenarbeit klapte einwandfrei. Nach Uebergabe an seinen Sohn wurde ein
Beirat instaliert und seitdem gibt es ständig Aerger. Mehrere Kollegen sind
bereits ausgeschieden. Ich kann von Beiraeten nur abraden. Zu viel Bürokratie,
Privilegien und Misverständnisse!!!

Waltraud Martius: Der Beirat
erscheint mir hier nicht das Übel zu sein, sondern die mangelnde
Einzelbetreuung. Beiräte ersetzen nicht das laufende Partnermanagement und die
persönlichen Gespräche. Was sagt der Sohn dazu????

Leser: Gibt es Beispiele, wo Beiräte die
Organisation von ERFA-Tagungen übernommen haben? Mit welchem Erfolg?

Waltraud Martius: Ja ich kenne ein
paar Systeme, die den Beirat miteinbeziehen und auch die Organisation
Erfa-Tagungen reih um gehen lassen. Auch hier ist eine klare Verteilung der
Rechte und Pflichten und der anfallenden Kosten Voraussetzung, dass es gut geht.

Leser: Er moechte einen Beirat um nicht alles
selbst klaeren zu müssen und um Zeit zu sparen. Dabei waere der direkte Weg
besser.

Waltraud Martius: Wieviele FN sind
in ihrem System???

Leser: Momentan noch 5 FN, 3 sind
ausgeschieden.

Waltraud Martius: da sagen sie
ihrem FG mal liebe Grüße, dass diese Anzahl wohl direkt betreut werden
kann……

Leser: Gibt es irgendwelche Literatur zur
Installation von Beiräten oder brauchen wir dafür die Unterstützung eines
Beraters? Sollte der Franchisegeber und/oder führende Manager an den
Beiratssitzungen teilnehmen?

Waltraud Martius: Natürlich
brauchen sie einen Berater,was sollte ich anderes sagen, als Berater….. nein
Spaß beiseite….. es gibt eine sehr gut Mustersatzung beim DFV oder ÖFV, aber
achten sie bitte darauf, da ist das Vetorecht des FG nicht enthalten….. Der
Franchisegeber sollte immer auch Teil des Beirates sein, dh. 1 – 2 Personen in
den Beirat entsenden und damit auch immer bei den Sitzungen mit dabei sein…..
in unserem SYNCON Shop gibt es einen fertigen Textbaustein zum Thema Beirat zu
100.– zu kaufen….. da ersparen sie sich die eigene Konzeption…. siehe
www.syncon.de……und natürlich können sie mich jederzeit anrufen, da tickert
auch nicht gleich die Berateruhr……

Leser: Welche Bedeutung messen Sie einer
Internationalisierung des Franchising bei? Welche Länder würden Sie vorrangig
angehen?

Waltraud Martius: Es gibt einen
starken Trend zur Internationalisierung, darum habe ich diese Thema auch in
meinem nächsten First Franchise Friday gewählt. Es ist stark abhängig von ihren
Produkt bzw. ihrer Dienstleistung, die Sie verkaufen, welche Länder die
richtigen sind. Aber wir begleiten derzeit deutschsprachige FG in den arabischen
Raum genauso, wie nach China oder nach Osteuropa und da ist Russland sehr
spannend, aber natürlich auch alle Nachbarländer wie Polen, Tschechien
usw.

Leser: Danke für Ihr Angebot. Wie häufig
sollten denn die Beiräte tagen, um zu effizienten Ergebnissen zu gelangen? Ist
ja auch eine Kostenfrage…

Waltraud Martius: Das hängt von
der Anzahl der zu diskutierenden Themen ab, meistens ist 2x im Jahr ausreichend,
manche Franchisesysteme tagen bis zu 4x im Jahr

Waltraud Martius
SYNCON International Franchise Consultants

Waltraud Martius ist Franchise-Beraterin und Mitbegründerin des Österreichischen Franchise-Verbandes (ÖFV). Außerdem ist sie Mitherausgeberin und Autorin mehrerer Bücher über Franchising.

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