Brennen fürs Konzept statt Burnout
Leichter gesagt als getan. Die Anfangseuphorie beim Einstieg in ein Franchise-System ist groß. Partner/innen brennen für das Konzept und für die Perspektiven, die sich auftun. Ernüchterung tritt dann ein, wenn sich die Vorstellungen nicht mit der Realität decken. Das kann bereits in der Startphase geschehen oder wenn Routine die Motivation schlägt. Die Gründe dafür sind in der Regel im Partnermarketing des Systems zu finden.
Ungewöhnlich oder austauschbar?
Um dem Thema „Desillusionierung“ zu begegnen, lohnt sich ein ausgeklügeltes Partner-Rekrutierungs- und Selektionsverfahren. Das klingt sehr formell. Das sollte es auch in den Grundlagen sein. Um die Profilbeschreibung und die Kernfragen für Bewerbungsformular und Interviews vorzubereiten, ist eine genaue Analyse der Tätigkeiten der Franchise-Nehmer/innen relevant. Finden Sie die Spezifitäten heraus, die Herausforderungen, die unabdingbaren Voraussetzungen, um mit Ihrem Angebot Erfolg zu haben. Je differenzierter das Profil beschrieben wird, desto eher fallen Sie mit Ihrem System auf und sind nicht austauschbar. Beschreiben Sie die Phasen, die Sie für die Akquisition zulassen und was Sie zu welchem Zeitpunkt wissen müssen, um beiderseits Entscheidungen treffen zu können.
Je standardisierter die Grundlagen für Gespräche sind, desto individueller können Sie den Rahmen dafür gestalten. Sie können Rollenspiele, Gespräche und Einsätze an einem Standort planen oder Online-Games mit Situationen entwickeln, die spielerisch Persönlichkeitsprofil und situatives Handeln abfragen. Wenn es zu Ihrer Markenpositionierung passt, dann sprechen Sie mögliche Kandidaten auch einmal an ungewöhnlichen Orten an. Vielleicht mit einer Pop-up-Aktion! Restaurants, Modeboutiquen gehen kurzfristig in einem Museum, einem Hotel, einer Passage auf. Selbst Roller-Skate-Bahnen werden in stillgelegten U-Bahntunneln für eine kurze Zeit zur Attraktion und werden gerne weiterempfohlen. Warum nicht einmal das Geschäft plus Franchisekonzept in einer aussergewöhnlichen Location vorstellen und so Virales Marketing in Gang setzen?
Kreativität oder Gehorsam?
Sind die Franchise-Partner/innen gefunden und integriert, fängt die „Klima-Arbeit“ an. Franchising „lebt“ von Emotionen. Abgesehen von den Synergie-Effekten der arbeitsteiligen Spezialisierung, stammt die Wettbewerbskraft vor allem aus der Motivation der Partner/innen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die belegen, dass empfundene Freude und Wohlfühlen am Arbeitsplatz ein gutes Arbeitsklima erzeugen, weniger Fehlzeiten zur Folge haben, zu einer echten Firmenloyalität beitragen, die Kreativität und Weiterentwicklung fördern und mehr. Letztendlich Faktoren, die sich auch wesentlich auf den ökonomischen Erfolg einer Firma auswirken.
Wie wir schon bei den Recherchen zu unserem Buch „GREEN FRANCHISING“ (Bellone/Matla, ISBN: 978-3-86880-119-4, www.mi-wirtschaftsbuch.de) festgestellt haben, gibt es mehr und mehr (Greenfranchise-)Unternehmen, die sich auf den Wertewandel in der Gesellschaft einstellen und neue Anreizsysteme für die Mitarbeitenden und Franchise-Nehmenden schaffen. Arbeitszeitmodelle, die Raum zur persönlichen Entfaltung geben. Gemeinsames Erarbeiten eines Work-Life-Balance-Modells, altersgerechte Perspektiven und nachhaltige Engagements im ökologischen, kulturellen und/oder sozialen Bereich sind einige der Glücksfaktoren, wie wir sie nennen und die wir in unserem Buch anhand von diversen Beispielen vorstellen. Ein gutes, gesundes Arbeitsklima bereitet den Boden für mehr Spaß an der Arbeit und das wirkt auch überzeugend auf die Kunden und Kundinnen. Die Liebe zum Motorrad eint Angestellte der Kultmarke Harley Davidson mit den Kunden. Das gemeinsame Interesse und die Freude leben sie über den offiziellen Biker-Club aus. Dieses geschaffene Forum ist Teil der Unternehmensstrategie, schafft sie doch Kunden- und Mitarbeiterloyalität. Wer sich in seinem Umfeld wohlfühlt, Vertrauen genießt, Wertschätzung erhält, kann Potenzial freimachen. Wenn sich das Schweizer Franchise-System m-way, das auf Elektro-Mobilität spezialisiert ist, als First Mover bezeichnet und die neue Mobilität prägend mitgestalten will, dann entsprechen auch die Glücksfaktoren im Franchise-System dem Status. Partnerschaft bedeutet hier Auseinandersetzung, Mitentwicklung, Kreativität, Interaktion. Damit werden Partner/innen gesucht, die in der Mitgestaltung und Optimierung einer gesellschaftlichen Innovation ihre Chance sehen und ihre Herausforderung.
Lebensglück als Treiber
Wir sehen in unserer Beratungstätigkeit, dass es vermehrt darum geht, die spezifischen Nutzenvorteile für potenzielle Partner/innen herauszuarbeiten, die zum Lebensglück beitragen. Insbesondere bei der Generation Y, die daran gewöhnt ist, Probleme in Netzwerken zu lösen, Ideen zu generieren und Lösungen zu suchen, ist das Schaffen von Freiräumen zur persönlichen Entfaltung gefragt. Das neue, nachhaltige Franchising, auch Greenfranchising genannt, birgt viele Chancen dem Gesellschafts- und Wirtschaftswandel stark entgegenzutreten.
Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10
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