Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Trends im Franchising 2013 (Teil 2)

„Wir fahr’n fahr’n fahr’n auf der Autobahn“, bezeichnet nicht nur den Arbeitsalltag so mancher Berufsgruppen und ist Ausdruck öder Langstreckenfahrten. Es ist vor allem der Titelsong eines Albums der Gruppe Kraftwerk, das 1974 erschien und neben der Integration in den deutschen Sprachgebrauch auch weltweit mit mehreren Goldenen Schallplatten ausgezeichnet wurde.

Franchise-Revival  
Wenn heute die in den 1970iger Jahren gegründete Düsseldorfer Elektropop Band „Kraftwerk“ wieder auftritt, dann passt deren roboterhafte Performance mit aktuellen 3D-Videoprojektionen und neuen Soundeffekten perfekt in das digitale Zeitalter. Mit ihren Inszenierungen haben sie sich heute in die Kunstszene gespielt und treten u.a. im New Yorker MoMA und der Kunstsammlung NRW auf. Denn auch Museen setzen auf eine neue Interpretation kultureller Werte. Revivals sind vor allem in der Film- und Musikbranche, Mode- und Kunstwelt angesiedelt. Die Wiederbelebung alter Bands oder Modestile geht in der Regel mit Adaptionen an zeitgemässe Möglichkeiten einher, einer aktuellen Ästhetik und/oder einem aktuellen Bezug. Franchising als Teil der Gesamtgesellschaft ist von derartigen Entwicklungen nicht ausgeschlossen.

Franchising als Angebot einer beruflichen Existenz oder eines zweiten Standbeins passt in unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Klima. Sei es durch die Flexibilität kleiner und doch miteinander vernetzter Einheiten und daraus entstehender Gruppenvorteile oder die  Entwicklungsmöglichkeiten der Systembeteiligten. Nur haben sich die Rahmenbedingungen für das Franchising massgeblich geändert. Das Klassische Franchising ist geprägt von Franchise-Gebenden, die sich quasi in der traditionellen Vater- oder Mutterrolle sehen und eher rigide ihre Führungsverantwortung wahrnehmen. Der Form von Selbstbestimmung und Mitsprache, wie sie in unserer Gesellschaft gelebt wird und in ehemals streng hierarchischen Kulturen aufkeimt, wird es nicht gerecht.

Das neue Franchising
Neues Franchising, das wir als Greenfranchising bezeichnen, berücksichtigt nicht nur Einflüsse von Franchise-Partnern und -Partnerinnen, sondern ermutigt zur Mitgestaltung im Sinne einer breiteren Verantwortungsübernahme für das System und für die Gesellschaft. Die neue Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht nur auf ökologische Aktivitäten, um die Welt zu retten. Es geht vielmehr darum, das eigene unternehmerische wie persönliche Handeln und dessen Auswirkungen ganzheitlich im Sinne der Gesellschaft und Umwelt zu betrachten. Maßnahmen für den Erhalt oder „die Rekonvaleszenz“ unseres Planeten lassen sich durch Beobachtung, Verstehen und Verknüpfen entwickeln. Deswegen wird für ein Franchise-Revival das Schaffen adäquater Strukturen verbunden mit einem neuen Rollenverständnis im Vordergrund stehen. So ist zum Beispiel im Kaufpreis eines jeden Town & Country-Energiesparhauses ein Betrag von Euro 200.- enthalten, der als direkte Maßnahme für einen ökologischen Ausgleich in Nachhaltigkeits- und Umweltprojekte investiert wird. Damit nicht genug, wird in diesem Franchise-System beim Bauen der gesamte Kreislauf eines Hauses konsequent nachhaltig gedacht. Das fängt bereits vor dem ersten Spatenstich mit einer soliden Überprüfung der Baufinanzierung an, geht über die Verwertung vom Erdaushub für das Bauvorhaben und fachgerechter Entsorgung von Baustoffen bis hin zur umfangreichen Unterstützung von Kunden, die unverschuldet in Not geraten.

Was ist zu tun? Veränderungen sollte man nur vornehmen, wenn man den Status Quo im System bestimmt hat. Wofür bzw. für welche Werte steht Ihr Angebot? Deckt sich das mit der Sichtweise Ihrer Kunden/Kundinnen, Franchise-Partner/innen und weiteren Anspruchsgruppen?
Franchise-Denkwerkzeuge für eine SWOT-Analyse (Stärken/Schwächen bzw. Chancen/Risiken-Analyse) und eine Eigen-Fremd- und Wunschbildbestimmung finden Sie übrigens in unserem „Praxisbuch Franchising“ (www.mi-wirtschaftsbuch.de)

New Self Confidence
Es hat sich ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in anderen Kulturen. Die Ausgangspunkte für ein neues Bewusstsein sind jedoch sehr verschieden. Während in den Schwellenländern wie zum Beispiel China, Brasilien, Indien eine Aufbruchstimmung auf der Überholspur zu spüren ist, entsteht in den Industrieländern ein neues Selbstverständnis und -bewusstsein aus den vielen digitalen, medialen Möglichkeiten.

Für die Franchise-Welt in jedem Fall wichtige Strömungen aus verschiedenen Optiken. In  den Schwellenländern sind nicht nur die meist bekannten ausländischen Franchise-Marken präsent, zunehmend werden auch inländische Konzepte per Franchising multipliziert und nehmen beeindruckende Dimensionen an. Wenn wir in Deutschland mit einer Anzahl von ca. 1.000 Franchise-Systemen agieren, dann präsentiert uns Brasilien bereits weit doppelt so viele Konzepte und China ist auf dem besten Weg mit über 4.000 Systemen die USA zu überholen. Aber es sind nicht nur die reinen Zahlenwerte. Der Umgang mit der beruflichen Selbstständigkeit und mit der Übernahme von Franchisen seitens der Existenzgründer/innen ist sehr viel offener und motivierter. Das ist kulturell bedingt und aus der Situation heraus geboren, dem Leben eine neue, andere Richtung zu geben und eine aussichtsreiche Perspektive zu haben. Vielleicht sind es die ähnlichen Ausgangslagen, die das Angebot von Franchisen unter diesen Ländern fördern. Konzepte, die an uns vorbei gehen, obwohl sie zum Teil durchaus interessant wären, weil auch einige von ihnen sehr nachhaltige Ansätze integriert haben. Sehen Sie dazu auch unser Vorwort von AFRAS, dem nachhaltigen Franchise-Verband Brasiliens in unserem GREEN FRANCHISING Buch (www.mi-wirtschaftsbuch.de).

Multi-Unit-Franchisee
Franchise-Systeme sind gefordert, sich also aus verschiedenen Einflüssen heraus mit einem neuen Selbstbewusstsein auseinanderzusetzen. Das klassische Konzept, dass ein Franchise-Nehmender sein unternehmerisches Potenzial auf einen Standort konzentriert, gerät dabei immer mehr auf den Prüfstein. In US-amerikanischen Franchise-Systemen ist es mittlerweile gang und gäbe, dass Franchise-Nehmende mehrere Standorte erwerben, also so genannte Multi-Unit-Franchisee sind. Beeindruckende Rankings zeigen Franchise-Nehmenden-Profile, die zehn und mehr Restaurants, Tankstellen oder Textil-Reinigungen erworben haben. Ihre „Mini-Ketten“ im Rahmen der Franchise-Organisation geben ihnen mehr Handlungsspielraum und Entfaltungsmöglichkeit. Die Franchise-Gebenden profitieren von einer Konzentration an Ansprechpartnern und -partnerinnen, die sich verstärkt mitverantwortlich für das gesamte System fühlen.  

Was ist zu tun? Die solide Einschätzung vom inländischen und ausländischen Marktpotenzial ist die Basis für die Visualisierung, Grössenordnung und Berechnung des entstehenden Franchise-Netzwerkes. Welche Funktionen und Möglichkeiten können in der Entwicklung von Multi-Units wahrgenommen werden? Welche Strukturen und Betriebskonzepte kommen dafür infrage? Sind komplementäre Ansätze in solchen Multi-Units realisierbar? Sehen Sie dazu auch das Franchise-Denkwerkzeug® „Glückfaktoren im Greenfranchising“ und das Kapitel „Multikulturelle Themenwelten“ in unserem „GREEN FRANCHISING“ Buch (www.mi-wirtschaftsbuch.de).    

Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10

© copyright 04.03.13

Prof. Veronika Bellone
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Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH

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