Trends im Franchising – mit Blick ins 2014
„Green Economy“ heißt der neue grüne Titel der WirtschaftsWoche, „SI GRUEN“ das Sonderheft der Schweizer Illustrierten und Burda kontert mit dem Gemeinsam-Teilen-Titel „SHARE“. Wird unsere Welt tatsächlich verantwortlicher und nachhaltiger bewirtschaftet?
Mitnichten behauptet eine neue Studie von United Nations Global Compact und Accenture* (*Horizont 39/2013). CEOs weltweiter Unternehmen, die es wissen müssen, antworteten darin zu 67%, dass Unternehmen nicht genug tun, um global nachhaltiger zu wirtschaften. Gleichzeitig halten die Unternehmenslenker zu 93% soziale und ökologische Verantwortung sowie den Umgang mit Ressourcen für wichtig oder sehr wichtig.
Warum es trotzdem weltweit nicht so richtig klappt mit der Nachhaltigkeit, mag einerseits daran liegen, dass die anfängliche Euphorie einem neuen Realismus gewichen ist. Nur 38% der Manager glauben den Wertbeitrag von Nachhaltigkeit überhaupt bewerten zu können! In Deutschland sogar nur 18%! Das große Thema heißt deshalb Messbarkeit von Nachhaltigkeitsmassnahmen. Wir haben deren Bedeutung in unserem Buch „Green Franchising“ im Zusammenhang mit den „Grünen Zahlen“ der Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) ausführlich dargestellt.
Zum anderen klappt wohl die ganzheitliche Zusammenarbeit vom Vorstand, über Marketing und Vertrieb, bis zum ausführenden Angestellten nicht so richtig. Das Querschnittsthema Nachhaltigkeit fordert bereichsübergreifende Zusammenarbeit, was für viele klassische Manager noch immer Neuland zu sein scheint.
Imagewandel als Trend
Doch zurück in den deutschsprachigen Raum. Dem Thema Nachhaltigkeit hängt oftmals etwas „Oberlehrerhaftes“ an. Es wird eher als Verbot und Bedrohung angesehen und empfunden, denn als Chance verstanden. Aber hier zeichnet sich ein Imagewandel im D/A/CH-Raum ab. Mehr und mehr Firmen wirtschaften nachhaltig verantwortlich und beginnen jährliche Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. In diesem Jahr erschien der Nachhaltigkeitsbericht von McDonalds bereits zum dritten Mal.
Startups wie z.B. „Foodsharing.de“, ein Online-Portal zur Werterhaltung von Lebensmitteln oder die Mobilitätslösungen „Flinc“ und „Sharoo“ prägen mit ihren Innovationen ein neues gesellschaftliches, kulturelles Bewusstsein. Über Foodsharing.de berichteten wir ebenfalls in unserem 2012 erschienenen Buch „Green Franchising“. Jetzt wurde es mit Europas renommiertestem Umweltpreis, dem „GreenTec Award“, ausgezeichnet. Die solarbetriebenen Projekte von Bertrand Piccard mit Solar Impulse (Flugzeug) und PlanetSolar (Schiff) von Raphael Domjan, die wir ebenfalls vorstellten, werden zukünftig vermehrten Einfluss auf die Mobilität, Kommunikation und vieles mehr haben.
Neue Unternehmer/innen-Ikonen
Obwohl die quantitative Messbarkeit nachhaltiger Maßnahmen nicht einfach scheint, sprang kürzlich der Titel „Doping für’s Geschäft“ in der Green Economy (23.09.2013, Sonderheft der WirtschaftsWoche) ins Auge. Der Artikel stellte das Ergebnis von Handelsunternehmen vor, die durch das grüne Image den Umsatz steigerten. Bei REWE betrug der Umsatzzuwachs 5.1 Prozent, bei EDEKA 5 Prozent und bei Kaufland 4.6 Prozent (Studie von Biesalski & Company/Facit Research). Verantwortlich dafür sind die Köpfe dahinter. In der Medien- und Tagungslandschaft werden diese neuen Unternehmer/innen-Ikonen heiß gehandelt und als Redner/in oder Talkshow-Gast in Deutschland, Österreich und Schweiz herumgereicht. Es sind dies Prof. Götz W. Werner, Gründer der dm-Drogeriemarktkette; Sina Trinkwalder, Manomama-Textilien; Johannes Gutmann von SONNENTOR-Bio-Shops; Yvon Chouinard, Patagonia-Outdoormarke; Bea Petri, Schminkbar und andere, die echte Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Partnern, Kultur, Gesellschaft und Umwelt leben.
Teilen und ausprobieren
Hier zeichnen sich für die Franchise-Branche enorme Chancen ab, gemeinsam mit initiativen Franchise-Nehmern und -Nehmerinnen neue Wege zu gehen. Sharing Economy, das Teilen von Wissen, Sach- und Dienstleistungen, wird dabei einen großen Anteil haben. Franchise-Gebende sind nach wie vor gefordert, ihrem Geschäftskonzept eine Franchise-Struktur zu geben, die die Multiplikation ermöglicht. Dabei wird es zunehmend darauf ankommen, die einschränkenden Elemente auf ihre Relevanz und mögliche Bremswirkung, in Bezug auf die Entwicklungsfähigkeit, zu überprüfen. Ob bei McDonald’s, Starbucks oder Tchibo, die Offenheit der Unternehmen gegenüber Ideen von Partnern und Partnerinnen wie Endverbrauchern ist groß. Das Teilen und Ausprobieren von Vorschlägen hat längst Einfluss auf die Entwicklung neuer Leistungen und Geschäftsformate genommen und das nicht nur bei den genannten Superbrands. Viele Handelsketten und Dienstleister fahren eine Mehrmarkenstrategie, um Neues zu lancieren, mehrere Standbeine aufzubauen und Altes abzulösen. H&M probiert sich in der Lab-Atmosphäre mit dem Konzept „other stories“; Jamie Oliver definiert sein „Italian Restaurant“ unter verschiedenen Marken mit gemeinsamer Wertekultur.
Notwendige Schritte
Das Hinterfragen der eingetretenen Pfade und Branchenrituale gehört zu den Kernaufgaben der neuen, nachhaltigen Greenfranchise-Systeme. Ist das, was bisher State of the Art war, wirklich zukunftsfähig, motivierend für bestehende und neue Franchise-Partner/innen und die Kundschaft? Lassen sich damit umwelt- und sozialgerechte Lösungen entwickeln? Gibt es Vorbilder oder Best Practices aus anderen Branchen und Kulturen, die man auf die eigenen Anforderungen übersetzen kann? Wer hier flexible Strukturen schafft und es versteht, diese im Rahmen einer gemeinsamen Wertekultur fortwährend zu leben, ist gut gerüstet für die Zukunft. Und gut gerüstet für die Ausschreibung des Green Franchise Award 2014.
Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10
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