Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Was haben Bergsteiger/innen und angehende Franchisegeber/innen gemeinsam?

Beide haben eine Vision und ein Ziel!
Und einen Plan, wie sie das Ziel erreichen! Und hoffentlich das notwendige Herzblut!

 

Wenn auch der Berg rufen mag, so ist die Vorbereitungsphase, um die Expedition überhaupt beginnen zu können in der Regel aufwändig und zeitintensiv. So auch im Franchising. Obwohl die Geduld der angehenden Franchisegeber/innen bei der Entwicklung eines Franchisepaketes ordentlich auf die Probe gestellt wird, reicht es nicht aus, einen Eigenbetrieb als Modell in den Verkauf zu schicken. Es ist eine Orientierungshilfe, um anhand dessen die Überprüfung der Erfolgsfaktoren vorzunehmen, den Verlauf der Geschäftstätigkeit, den Markt mit seinen Anspruchsgruppen und Einflussfaktoren und die internen Ressourcen auf den Prüfstein zu stellen. Auch ein Höhen-Bergsteiger/eine Höhen-Bergsteigerin muss die eigenen Fähigkeiten solide überprüfen, den Aufstieg gemeinsam mit einem Team planen und die Eventualitäten wie Konsequenzen einkalkulieren. Je nach Zielsetzung und Positionierung werden die Expeditionen entsprechend vermarktet und einem Publikum zugänglich gemacht, das von den Erfahrungen partizipieren kann.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Helga Hengge / www.helgahengge.com

Begeisterung auf dem Weg nach oben
Helga Hengge, deutsche Höhen-Bergsteigerin, die unter anderem den Mount Everest bestiegen hat und die in vielen interessanten Referaten die Analogie zwischen Führungsaufgaben und einer Bergexpedition herstellt, hat in einem gemeinsamen Austausch folgende Assoziation von Franchise-Entwicklung und ihren Projekten geäussert: „Der Aufbau eines Franchisesystems und eine Bergexpedition haben einige Parallelen. Man braucht eine solide Vorbereitung, ein gutes Team, auf das hundertprozentig Verlass ist, Flexibilität und Disziplin, um auf veränderte Situationen zu reagieren und proaktiv neue Wege einzuschlagen – und man braucht unendlich viel Begeisterung auf dem Weg nach oben und den festen Glauben, dass man es schaffen kann.“

Fehler sind erlaubt
Helga Hengge spricht neben den organisatorischen Belangen einen sehr markanten Punkt an, der absolut erfolgsentscheidend ist. Die Motivation – das Herzblut für das Projekt.
Die Vision, das zukunftsgerichtete Bild, das man von sich und seiner gewählten Aufgabe hat, ist eine wichtige Voraussetzung. In unserem Falle die Vorstellung, bereits den Berggipfel erklommen zu haben bzw. sich selbst als erfolgreiche(n) Anbieter/in eines Geschäftskonzeptes zu sehen, das all das beinhaltet, was einem wichtig ist. Und genau hier trennt sich häufig „die Spreu vom Weizen“. Franchisekonzepte, die vom Gründer/der Gründerin geprägt sind, von deren Leidenschaft und festem Willen beseelt sind, finden in der Regel auch ihre Anhänger oder Franchisepartner/innen.
Werner Kieser beschreibt in seiner Autobiografie „Die Entdeckung des Eisens“ sehr eindrucksvoll, was er unternommen hat, um zunächst seine Idee vom Krafttraining zu realisieren. Die Suche nach den adäquaten Lösungen für ein effektives und körperbewusstes Training hat ihn viele Rückschläge erleiden lassen, die jedoch im Nachhinein wichtig für die Weiterentwicklung und Optimierung waren. Gerade solche Lernschlaufen formen nicht nur die Unternehmerpersönlichkeit, sondern auch das Unternehmenskonzept. Es sind echte Erlebnisse und keine nachgeahmten oder angelesenen. Fehler sind erlaubt, auch im Franchising, auch als Franchisegeber – nur muss man sie sich eingestehen und in der Folge daraus lernen. Die Identifikationsbereitschaft der Partner/innen ist viel grösser, wenn Begeisterung seitens des Franchisegebers  spürbar wird. Begeisterung überträgt sich und es lassen sich damit auch die Herzen der Partner/innen und Mitarbeitenden erreichen.

Der Weg des geringsten Widerstands?
Es lohnt sich, als angehende Franchisegeberin/angehender Franchisegeber nach den wahren Motiven zu fahnden, die bei der ursprünglichen Konzipierung der Geschäftsidee Pate standen. Was galt es unbedingt zu verwirklichen, was war einem selbst wichtig und hat man wirklich alles dafür getan und tut es noch? Brennt man noch für sein eigenes Konzept – würde man diese Franchise selbst übernehmen oder was bräuchte es dazu? Inwieweit geht man schon den Weg des geringsten Widerstands und hat das, was ehemals authentisch am Angebot war zugunsten von vermeintlich schönerer Ästhetik oder Harmonisierung glatt gebügelt. So glatt, dass es in der Vielzahl der Franchise-Angebote nicht mehr auffällt!
Kantige, emotionale und manchmal unbequeme Unternehmensgründer/innen wie eine Anita Roddick von The Body Shop oder Luciano Benetton von der gleichnamigen Textilkette haben ihr soziales wie politisches Engagement in die Geschäftstätigkeit einfliessen lassen. Damit haben sie zwar polarisiert, aber sie waren authentisch und sehr erfolgreich. Die 2007 verstorbene Anita Roddick  bekam 2003 den Titel Dame Commander of the Order of the British Empire für Verdienste um den Einzelhandel, den Umweltschutz und ihren karitativen Einsatz. Im März 2006 wurde Body Shop für 944 Mio. Euro an L‘Oreal verkauft.

Luciano Benetton, der die Unternehmensführung mittlerweile seinem  Sohn Alessandro  übertragen hat, gehört  laut  FORBES international zu den 100 reichsten Menschen. Er hatte sich stets politisch engagiert, für mehr Umweltschutz, gegen die Todesstrafe; von 1992 bis 1994 sass er für die liberale republikanische Partei im italienischen Senat.  Der Gesamtwert der Marke Benetton wird auf rund vier Mrd. Euro geschätzt.
Selbst oder gerade in Krisensituationen sind Wertschätzung und Authentizität in der Geschäftswelt kritische Erfolgsfaktoren, um sich zu differenzieren. Im Franchisebusiness sogar die Erfolgsfaktoren , die neben einem faszinierenden Konzept die Partnergewinnung ausmachen. Denn der Glaube, es als beruflich Selbstständige(r) zu schaffen steht im Zusammenhang mit dem Umstand, wie überzeugend die Systemführung das Konzept mit Leben erfüllt und andere mitreissen kann. 

©copyright 02.06.09 Prof. Veronika Bellone


Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10

 

Prof. Veronika Bellone
Prof. Veronika Bellone
Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH

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