Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Welches Nachhaltigkeitspotenzial haben Sie in Ihrem Franchise-System?

Greenfranchise-Standards zu beachten lohnt sich. Nicht nur für neu entstehende Systeme, die von der Dynamik nachhaltiger Entwicklung in Bereichen wie Produktdesign und -verpackung, Ladenbau, Logistik, Betriebsführung u.v.m. profitieren. Auch und gerade für bestehende Systeme bietet Greenfranchising eine Möglichkeit der eingehenden Auseinandersetzung mit dem Status Quo und der Zukunftsfähigkeit von Systeminhalten. Vor allem wenn alle Beteiligten – also Mitarbeitende, Franchise-Partner/innen, Kunden/Kundinnen und Zulieferanten einbezogen werden. Wie wir als Berater immer wieder feststellen, fördert die Teilhabe an einer nachhaltigen Ausrichtung innerhalb des Systems die Motivation, das Verantwortungsgefühl und die Identifikation und führt damit auch zu einer positiven Ausstrahlung nach aussen als interessanter System- bzw. Arbeit-Geber. Der Einbezug von Kunden und Lieferanten festigt die Beziehungen, was im heutigen Marktgeschehen von unschätzbarem Wert ist. 

Nachhaltigkeitspotenzial bestimmen
Wir haben Greenfranchising auf vier Nachhaltigkeitsebenen (ökonomisch, sozial, kulturell und ökologisch) gestellt. Entsprechend den Ebenen gilt es Projektverantwortliche auszumachen, die sich – je nach Größe des Systems – aus Mitarbeitenden und/oder Partnern/Partnerinnen rekrutieren.
Franchise-Gebende bieten „zwei Produkte“ an: das eigentliche Leistungsangebot (Angebot an Produkten und/oder Dienstleistungen) und das Franchise-Angebot als Existenzgründungspaket oder als zusätzliches Standbein. Wenn Sie jetzt das Nachhaltigkeitspotenzial bestimmen wollen, dann müssen Sie in beiden „Produkten“ danach fahnden.

Ökonomische Ebene
Im ökonomischen Sinne wären z.B. folgende Fragen beim Leistungsangebot hilfreich: Wie aktuell und marktkompatibel ist Ihr Angebot heute und mit welchen Methoden und Informationen können Sie sich die Aktualität und Marktgängigkeit erhalten? Wie messen Sie den Kundennutzen und die Kundenzufriedenheit? Im Produkt „Franchise-Angebot“ wären es z.B. Fragen wie: Wie kosteneffizient ist die Betriebsführung sowohl zentral wie in den Partnerbetrieben hinsichtlich Energie-Einsatz, Ausnutzung von Ressourcen, Komplementärpartnerschaften etc.? Mit komplementären Partnerschaften ist gemeint, mit wem können Sie zusammenarbeiten, um beispielsweise den Standort oder Fuhrpark saisonal oder zu bestimmten Zeiten besser auszunutzen? So gibt es nach dem Sharing-Prinzip Möglichkeiten, dass ungenutzte Autos zur besseren Auslastung anderen gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden. Gibt es Tools in Ihrem Franchise-System, die zur Transparenz im Partnerbetrieb beitragen wie eine Energiebilanz, „grüne“ BWA o.ä.?

Kulturelle Ebene
Auf der kulturellen Ebene gilt es im Leistungsangebot zu schauen, wo es Möglichkeiten gibt, Werte zu erhalten oder neu zu definieren. Als (Franchise-)Unternehmer/in bewegen Sie sich sowohl in einer landes- wie branchenspezifischen Kultur und tragen zu deren Entwicklung und Förderung bei. Damit eröffnen sich viele Chancen, wie Sie nachhaltig z.B. Bildung, Kunst und Kulturschaffende unterstützen bzw. integrieren. Sich aktiv am Erhalt bzw. an der Neudefinition von Berufsbildern beteiligen kann ebenso dazugehören, wie die Einrichtung einer Kulturstätte zu initiieren wie es das Beispiel der Umweltarena in Zürich (www.umweltarena.ch) zeigt. Dort stellen mehrere Unternehmen ihren Beitrag zu verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit in der Schweiz vor.

Der Einbezug von Produkten aus der Region kann die kulturelle Nachhaltigkeit unterstreichen wie die Einbindung von Künstlern in neue Projekte, um andere Sichtweisen und Identifikationsmöglichkeiten zu leben. Welche Kulturprojekte lassen sich für Sie adaptieren? Und welche passen zu Ihrer Unternehmenskultur? Und da sind wir auch schon beim zweiten Produkt, das Sie auf die kulturelle Nachhaltigkeit überprüfen. Inwieweit lässt Ihre Unternehmenskultur Wachstum zu? Mit Wachstum ist hier vor allem die persönliche Entwicklung der Partner/innen und Mitarbeitenden gemeint. Welche Wertschätzung wird ihnen zuteil? Welche Perspektiven haben sie, um sich als Systembeteiligte im Sinne des Gesamtwachstums zu entwickeln?

Soziale Ebene
Mit dem Geschäftskonzept soziale Verantwortung zu übernehmen, kann am Beispiel TeeGschwendner heißen, die Lebenssituation von Kleinbauern in den Erzeugerländern zu verbessern oder wie bei RE/MAX die Unterstützung der Stiftung Theodora, die das Leiden von Kindern im Krankenhaus mit Hilfe von Spitalclowns lindert. Wo ergeben sich für Sie Anhaltspunkte im Angebot, die ein soziales Engagement erfordern? Soziale Nachhaltigkeit kann aber auch heißen, dass Sie bei der Ausgestaltung des Franchise-Konzeptes Lebenssituationen und –phasen der Partner/innen berücksichtigen, Maßnahmen zur Gesundheitsprävention einsetzen und auf ansprechende Arbeitsplatzsituationen achten – nicht nur in der Zentrale, sondern auch in den Partnerbetrieben. Ist die derzeitige  Raumgestaltung förderlich für die Leistungserbringung?   

Ökologische Ebene
Die Ökologie kommt einem beim Greenfranchising durch die Wortbedeutung am ehesten in den Sinn. Doch haben Sie gesehen, dass die Möglichkeiten auf den anderen Ebenen ebenso vielfältig sind und zudem zusammenhängen. Wenn sich z.B. mehr Partner- und Kundenzufriedenheit positiv auf den ökonomischen Geschäftserfolg auswirkt; die Unterstützung kultureller Projekte die Positionierung des Systems stärkt und komplementäre  Partnerschaften finanziell und ökologisch gesehen interessant sind. Und damit sind wir auch beim letzten Punkt. Zur ökologischen Nachhaltigkeit gehören sämtliche Fragen zum Recycling, zum eigenen Footprint, zur Transparenz in der Wertschöpfungskette u.v.m. Wie stellen Sie heute sicher, dass die Umweltbelastungen im Zusammenhang mit Ihrem Angebot vermieden oder zumindest kompensiert werden?

Das Thema Greenfranchising ist groß, es bietet sehr viele interessante Ansätze zum Erkunden und Adaptieren. In unserem Buch „GREENFRANCHISING“ (www.mi-wirtschaftsbuch.de) sind viele „Bausteine“ und Tipps zum Aufbau oder zur Restrukturierung Ihres Systems. Zusätzlich stellen wir Beispiele von Greenfranchise-Unternehmen vor, deren Ideen zum  Nachahmen motivieren.   

Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10

© copyright 14.06.13

Prof. Veronika Bellone
Prof. Veronika Bellone
Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH

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