Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Wie bleibt ein Franchise-System dynamisch?

Dynamik steht für Kraft und Schwung. Als dynamisch wird etwas angesehen, wenn es voll innerer Kraft ist und eine Entwicklung aufweist. Eine Bedingung für erfolgreiche Franchise-Systeme, aber natürlich auch eine ständige Herausforderung.
 
(Prof. Veronika Bellone, Geschäftsführerin Bellone Franchise Consulting GmbH)

Voraussetzungen für eine dynamische Entwicklung
Zu den zwingenden Voraussetzungen gehört, dass in regelmässigen Abständen der Status Quo bestimmt wird. Und das nicht nur, um zu ermitteln, ob quantitative Ziele erreicht wurden. Die Ermittlung qualitativer Ergebnisse geben in der Regel erst die Hinweise auf das Erreichen oder Nichterreichen von Planzahlen.

Für die eigene Situationsanalyse hat Bellone Franchise Consulting ein Franchise-Denkwerkzeug  entwickelt, das sehr prägnant die wichtigsten Analyseschritte durchgeht: Das Franchise-Oktogramm mit den „Acht Wahrheiten“ im Franchising.

Das Franchise-Oktogramm mit den „Acht Wahrheiten“
Das Franchise-Oktogramm eignet sich für den Konzeptaufbau eines Franchise-Systems und –wie erwähnt – zum regelmässigen Check, um die eigene Franchise-Power zu ermitteln.

Die erste Wahrheit „Franchising eignet sich für gesunde Unternehmen“ befasst sich mit der Unternehmens-Diagnose. Dabei spielt nicht nur der Blick auf die eigenen Stärken und Schwächen des Unternehmens eine Rolle, sondern ebenso, inwieweit sich Chancen und Risiken aus dem Marktumfeld ergeben. So fliessen neue Erkenntnisse über Veränderungen im Konsumentenverhalten und eine Konkurrenzbetrachtung der Branche wie des Franchise-Marktes ebenso ein, wie die Auswertung der Effizienz der zentralen Infrastruktur und des Partnermarketings.

Die zweite Wahrheit „Franchising ist eine strategische Entscheidung“ dient der Untersuchung, ob sich die Vision, die einmal bei der Entwicklung des Konzept bestanden hat, realisiert und, ob Wachstumsziele erreicht wurden. Sind die Schritte zur Abdeckung des heimischen Marktes und zur grenzüberschreitenden Expansion noch immer realistisch oder haben sich wichtige Parameter geändert? Ändert sich dadurch auch die gesamte Zeitplanung und damit entprechend die Wirtschaftlichkeitsberechnung?

Die dritte Wahrheit „Franchising braucht Vorsprungsmerkmale“ nimmt sich der so wichtigen Frage der Differenzierung von anderen Wettbewerbern an. Wettbewerbsvorteile sind nicht in Stein gemeisselt. Gerade wenn man sich mit einem sehr innovativen Leistungsangebot am Markt platziert hat, dann gibt es schnell Nachahmer. Es geht nicht darum, sich ständig neu zu erfinden, aber es geht um größtmögliche Marktkenntnis, wie sich Vorteile im Leistungsangebot längerfristig halten können. Dafür muss stetig eruiert werden, was Kunden und Kundinnen auch als echte Mehrwerte empfinden. Das muss nicht ein einzigartiges Produkt sein. Aber es kann ein einzigartiger Service um das Produkt herum sein, der gerade in der Synergiewirkung des Partnerverbundes herausragend ist.

Die vierte Wahrheit „Franchising braucht Persönlichkeit“ behandelt das noch sehr schwach behandelte Thema der Markenpersönlichkeit von Franchise-Systemen. Welche Werte und Grundhaltungen stehen eigentlich hinter dem Konzeptangebot? Welche Bedürfnisse werden bei den Verbrauchern/Verbraucherinnen und Franchise-Partnern/Partnerinnen angesprochen? Wenn Sie beispielsweise mit Ihrem Konzept ein hohes Mass an Sicherheit kommunizieren wollen, dann funktioniert das optimal nur, wenn das Marketingkonzept auch entsprechend harmonisch darauf abgestimmt ist. Die Kommunikation und die Bilder zum Angebot  – ob Leistungs- oder Franchise-Angebot – müssen diesen Wert verdeutlichen. Einige innovative Franchise-Geber/innen gehen über die fünf Sinne, um Marken erlebbar zu machen, weil damit die Identifikation und Wiedererkennung verstärkt werden kann.

Die fünfte Wahrheit „Franchising heißt Interaktion, Innovation und Reflexion“ prüft die Struktur des Partnermarketings. Das umfasst alle Bausteine und Maßnahmen, welche die Integration der Franchise-Partner in das System sichern. Angefangen von den Start-up-Leistungen über die Gebührenkalkulation bis hin zum laufenden Support gilt es zu ermitteln, ob die zentralen Leistungen wirklich dienlich sind. Kommen die Partner/innen auf die sprichwörtliche Überholspur, sind Stolpersteine, die den Start behindern, aus dem Weg geräumt? Können sie sich in angemessener Frist auf das konzentrieren, was letztendlich den Unternehmenserfolg für sie selbst und das System ausmacht? Vielleicht müssen neue Hilfeleistungen kreiert werden aus den ersten Erfahrungen, um die Dynamik zu erhöhen.

Die sechste Wahrheit „Denken in Konsequenzen“ oder auch Greenfranchising (1) ist ein Thema, das sich schwerpunktmäßig mit der Nachhaltigkeit des Systems auseinandersetzt. Bereits der regelmäßige Check des Franchise-Systems gehört zum nachhaltigen Wirken des Franchise-Gebers, der –Geberin, denn damit werden die Grundlagen für den ökonomischen, betriebswirtschaftlichen Erfolg untersucht. Beim Denken in Konsequenzen geht es aber um mehr. Nachhaltigkeit baut auch auf sozialer und ökologischer Verantwortung auf. Ist das Existenzgründungspaket für die Franchise-Partnerschaft in ökonomischer und persönlicher Sicht  diesbezüglich attraktiv? Dabei ist zu beachten, dass sich gerade bei der jüngeren Generation Materielles und Glück entkoppelt haben. Es muss Spass machen, erfüllend sein, empfehlenswert sein, bei diesem oder jenem System mitzumachen. Man möchte bei neuen Entwicklungen dabei sein! Hier ist sehr viel Platz für ein Überdenken des Konzeptes in Richtung dynamischen und proaktivem Vorangehens.

Die siebte Wahrheit „Franchising ist eine Kulturleistung“ durchleuchtet die Rollen der Franchise-Partner/innen im In- und Ausland. Haben sich Eintrittsbarrieren in geografischen Gebieten ergeben, die aufgrund Ihrer Werte- und/oder Branchenkultur entstanden sind? Versteht man das Besondere Ihrer kulturellen Leistung als Franchise-Geber/in? Immerhin haben Sie ein Leistungsangebot entwickelt, das evtl. die Branche modernisiert hat oder sogar den Markt an Franchise-Angeboten revolutioniert hat. Die Frage ist nur, sind Sie in zu großen Schritten vorgegangen, versteht man Sie oder haben Sie Verbraucher/innen und Partner/innen überfordert? Dynamisches Vorgehen kann manchmal auch über das Ziel hinausschiessen!
 

Die achte Wahrheit  „Franchising bedeutet stetige Effizienzverbesserung“. Etwas, das meist ebenfalls zu kurz kommt, aber für die Franchise-Entwicklung sehr wichtig ist. Inwieweit lernt die Franchise-Organisation aus Fehlern? Wie werden Impulse, neue Lösungen, Schwächen überhaupt geortet? Das macht abschließend den System-Check rund und vermehrte Franchise-Power entwickeln.

Mehr Franchise-Denkwerkzeuge, Hilfestellungen und viele Beispiele sehen Sie in unserem „Praxisbuch Franchising“ (www.mi-wirtschaftsbuch.de), das mit dem integrierten Workbook Dynamik in den Franchise-Aufbau und in den System-Check bringt.

(1) Die Greenfranchise-Initiative wurde 2008 von Bellone Franchise Consulting für den deutschsprachigen Raum adaptiert.

Bild: FOREST RUN
© Bernardo Ertl | Dreamstime.com

Zur Person
Prof. Veronika Bellone, gebürtige Berlinerin, ist seit 1986 im Franchise-Business tätig, ehemals als Franchisemanagerin bei der Cosy-Wasch-Autowaschanlagen GmbH in Berlin und seit 1991 als selbstständige Franchiseberaterin in der Schweiz. Sie hat u.a. die Schweizer Post, Mövenpick, Fleurop, Warner Bros. und die Berliner Bäder Betriebe beraten. Zudem ist sie Professorin an der Hochschule für Wirtschaft Nordwestschweiz im Fachbereich Marketing. 2009 startet sie mit der Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, mit einem relevant erweiterten Leistungsspektrum für den gesamten deutschsprachigen Raum, neu durch. In Zusammenarbeit mit dem Brand Consultant Thomas Matla, einem Spezialisten für den Aufbau nationaler und internationaler Marken, bietet Bellone FRANCHISE CONSULTING Beratungen, Coachings und Workshops rund um das Thema Franchising – von der Trend Analyse, über die Markenpositionierung, bis zur Implementierung von Franchise Systemen im Markt.
office@bellone-franchise.com; www.bellone-franchise.com; Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH, Poststrasse 24/ Postfach 1355, CH-6300 Zug, Tel. 0041 41 712 22 -11 Fax -10

©copyright 17.10.11

Prof. Veronika Bellone
Prof. Veronika Bellone
Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH

Erhalten Sie Experten-Knowhow im Newsletter!